BBB_ (Alex Traka und Alla Popp)

Das Kollektiv BBB_ (Alla Popp und Alex Traka) existiert seit 2015. Vor Gründung des Kollektivs studierte Alex Traka Film und suchte nach einem Weg, Bildende Kunst und Musik zu verbinden. Alla studierte zur gleichen Zeit Medienkunst und setzte sich mit Installationen, Videoperformances und Sprache auseinander. Durch den Vorschlag von Alex, zusammen an einer Albumproduktion zu arbeiten, entstand das erste gemeinsame Projekt I‘d Rather Be an Iphone. Trotz der recht schnellen Produktion aller Songs – insgesamt waren es bloß zwei Wochen bis zur Entstehung aller Titel – nahmen sich BBB_ insgesamt zwei Jahre Zeit, um ihre Identität als Kollektiv zusammen mit einer visuellen Welt zu entwickeln und zu einem autarken Performance-Projekt anwachsen zu lassen. Die Chance ein Album auf dem Saasfee*-28 BBB_Video-Label zu veröffentlichen, ermöglichte es Ihnen, das multimediale Projekt I‘d Rather Be an Iphone 2017 auch visuell auf eine experimentelle Weise zu präsentieren: Die limitierte Edition beinhaltet ein künstlerisches Booklet, das man mit dem Smartphone scannen kann, um die eingebetteten Inhalte sichtbar zu machen.
BBB_ (Alla Popp und Alex Traka) I’d Rather be an Iphone, 2017 Album/Booklet (saasfee*rec) Fotos: BBB_

Wer BBB schon einmal live sehen durfte, versteht, dass der Verweis auf das iPhone als Schnittstelle zum Virtuellen sich auf vielen Ebenen wiederfi ndet. Zu den technoiden Sounds gehört eine Bühnenpräsenz – BBB als Performer:innen, denen man sofort glaubt, dass sie auch Androiden oder Cyborgs sein könnten. BBB bringen eine computer-synthetisierte Stimme auf die Bühne, die durch text to speech eingetippte Sätze wiedergeben kann, basierend auf einer selbst aufgebauten Stimm-Datenbank. Mit einer starken medialen Präsenz schafft es das Kollektiv einen Raum zu kreieren, in dem alltägliche Technologien und neue Medien als Kunst erlebbar werden. Arbeiten von BBB sind nicht nur in der analogen Welt, sondern auch online erfahrbar, wobei die Grenzen beider Räume bewusst verschoben werden. In ihrer Methode arbeiten sie dabei an innovativen Formaten und verschränken hierbei konzeptuell neue Technologien und Medien.
BBB_ (Alla Popp und Alex Traka) Songs of Cyborgeoisie, 2020, real-live-performance, Umweg by Punkt, 2021, Foto: Ivan Murzin

BBB_ (Alla Popp und Alex Traka) Songs of Cyborgeoisie, 2020, real-live-performance, Umweg by Punkt, 2021, Foto: Ivan Murzin

Dabei schaffen sie es, komplexe Inhalte wie Transhumanismus, Posthumanismus, Künstliche Intelligenz und die Auswirkungen des Anthropozäns, des vom Menschen am meisten beeinflussten Zeitalters, in eine visuell und auditiv erfahrbare Form zu übersetzen. Spannend ist hierbei, dass futuristisch anmutende Szenarien und Technologien schon längst in der Gegenwart angekommen sind. Das zeigt sich in der Möglichkeit mit augmented reality arbeiten zu können oder CGI – computergenerierte Grafik – kostengünstiger einsetzen zu können. Doch BBB_ sieht den scheinbar erleichterten Zugang zu Technologien nicht unkritisch. Ein digital divide, die Trennung der Weltbevölkerung in diejenigen, die Zugang zu Technologien haben und diejenigen, die keinen Zugang dazu haben, sehen sie als ein Problem, für das es Awareness zu schaffen gilt. Dabei geht es neben wirtschaftlichen Ungleichheiten genauso sehr um die Frage der Barrierefreiheit im digitalen Raum.
BBB_ (Alla Popp und Alex Traka) Songs of Cyborgeoisie, 2020, real-live-performance, Umweg by Punkt, 2021, Foto: Ivan Murzin

Entgegen der Faszination für den technologischen Fortschritt und jene Möglichkeiten, die sich dadurch eröffnen, umgeben uns zudem auch vermehrt mediale Dystopien. Die technologisierte Form der Dystopie wird uns in Mainstream-Produktionen serviert, wie etwa in dem Film ExMachina. Entgegen der klischeebehafteten und angsterfüllten Bilder von Androiden möchten BBB_ andere Bilder schaff en und ein queeres Narrativ einer Zukunft mit KI entwickeln. Dazu gehört es auch, Technik nicht als etwas der Natur fremdes zu betrachten. Awareness kann in diesem Zusammenhang das Bewusstsein schaffen, dass Zukunftsängste in Zusammenhang mit technischem Fortschritt existieren – und wie diese Dynamiken das gesellschaftliche Zusammenleben beeinflussen, wie man diese Dynamiken bearbeiten und umformen kann.
BBB_ (Alla Popp und Alex Traka) Songs of Cyborgeoisie, 2020, real-live-performance, Umweg by Punkt, 2021, Foto: Ivan Murzin

In diesem Sinne eröffnet BBB_s neuestes Projekt Songs of Cyborgeoisie spekulative Ausstiegsstrategien, um die Zukunftsgesellschaft von technologisch-dystopischen Ängsten zu befreien. Songs of Cyborgeoisie schließt zu diesem Zweck Perspektiven verschiedener Entitäten mit ein. Dahinter steht die Vorstellung, dass alle Lebewesen, ob Pflanzen, Bakterien, Säugetiere, Insekten oder KI, in einem Gleichgewicht leben sollten und gleichermaßen in die imaginierte Zukunft mit einbezogen werden. „Der Weg zu einer solchen Zukunft ist healing“, verrät Alla und gibt damit einen Hinweis, wie die Auftritte der vielgestaltigen Charaktere in BBB_s hybrider Live-Performance zu deuten sind.

Text: Olga Inozemtceva-Appel und Yana Tsegay

Der Katalog zu der Ausstellung kann via KVTV shop erworben werden.


Die Produktion Songs of Cyborgoise ist gefördert vom Musikfonds e.V. aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

BBB_ (Alla Popp und Alex Traka) Songs of Cyborgeoisie, 2020, real-live-performance, Umweg by Punkt, 2021, Foto: Ivan Murzin

BBB_ (Alla Popp und Alex Traka) Songs of Cyborgeoisie, 2020, real-live-performance, Umweg by Punkt, 2021, Foto: Ivan Murzin

BBB_ (Alla Popp und Alex Traka) Songs of Cyborgeoisie, 2020, real-live-performance, Umweg by Punkt, 2021, Foto: Ivan Murzin

BBB_ (Alla Popp und Alex Traka) Songs of Cyborgeoisie, 2020, real-live-performance, Umweg by Punkt, 2021, Foto: Ivan Murzin

BBB_ (Alla Popp und Alex Traka) Songs of Cyborgeoisie, 2020, real-live-performance, Umweg by Punkt, 2021, Foto: Ivan Murzin